Erste Reihe fußfrei

Die Miss U liegt gut vertäut an einem Steg, vor uns ein lila beleuchtetes maurisches Schloss auf einem Felsen, der angeblich so lange Affen darauf leben zu England gehören wird (so zumindest nach dem Willen von Winston Churchill). Dazwischen die Landebahn vom Flughafen auf dem wenige Meter vor uns morgens und abends die englischen Flieger mit einem ungeheurem Krawumms landen. Obwohl wir den 20.September 2016 schreiben, geht die Sonne erst gegen 20h 30 unter, dafür geht sie hier erst auch nach 8 Uhr morgens auf.

 

MissU is tied to the pontoon, ahead of us a purple-lit fortress placed on a rock which - as the legend says - will remain a part of Great Britain as long as monkeys are living there (according to Mr. Winston Churchill). In between the airport runway where - just a stonethrow away from us - mostly British airplanes are landing and departing with a substantial amount of noise. On the 20 September 2016 sun sets at 8:30 and rises at 8 a.m.

 

 Richtig, wir sind im spanischen La Linea, ein paar hundert Meter weiter das britische Gibraltar angekommen. Das Mittelmeer hat es die letzten Wochen gut mit uns gemeint, keine bösen Überraschungen mehr mit dem Wetter. Je näher wir der Meerenge zwischen Mittelmeer und Atlantik kommen, um so öfter machen wir auch an den Kaps (Landzungen die ins Meer hinaus ragen) Bekanntschaft mit dem Gezeitenstrom welcher zum Teil beachtliche Wellenberge aufbaut. 

 

Seit 26.8.2016 befinden wir uns auf dem spanischen Festland, haben in der Bucht von Moraira geankert und sind dann für ein paar Tage dort geblieben. Ein Teil der Crew hat hin und wieder Probleme mit dem Gleichgewicht und braucht viel Landgang. Am Besten immer den gefliesten Uferpromenaden entlang, dem Muster der Fliesen folgend, das verleiht Stabilität, verlangsamt auch unser Reisetempo, was sich im Nachhinein als Bereicherung herausstellt. Warum so durch das Mittelmeer hetzen und bald auf den Kanaren sein, dort ist bis Mitte November alles voll mit den Teilnehmern der ARC, der Atlantic Rally for Cruisers. Mehrere hundert Schiffe starten von Gran Canaria aus im Verbund über den Atlantik, wir haben uns bewusst für unser eigenes Tempo ohne Party entschieden.

 

Ewig leid tut mir (Ulli), dass wir uns nicht die Zeit genommen haben die Akropolis nahe bei St. Agatha d Millitello in Italien näher betrachtet zu haben, welche eingebettet in einem malerischen Dorf an einem Vulkankegel an uns vorübergestrichen ist.

  

In Spanien soll uns das nicht mehr passieren. Als Alfred das Mar Menor als eines der nächsten Etappenziele aussucht, kann ich mir nichts darunter vorstellen, ein Binnenmeer vom Mittelmeer durch einen schmalen Landstrich abgetrennt und das man durch einen Kanal welcher von einer Brücke, die mehrmals am Tag hochgeklappt wird erreichen kann. Das Wasser dort soll noch salzhaltiger als im Mittelmeer sein und der Schlamm am Boden mit Mineralien angereichert sein, der gut für Haut und Kreislauf ist.

 

Die Einfahrt verläuft nicht ganz ohne Aufregung, die elektronische Seekarte zeigt nur 60 cm Wassertiefe, obwohl wir uns mitten im durch Tonnen gekennzeichneten Fahrwasser befinden. Die Brücke macht auch nicht auf, erst als Alfred per Funk Durchlass begehrt sagt man uns, dass die Öffnungszeiten um eine Stunde verschoben sind. Somit kreisen wir eine Stunde mehr im ruppigen Fahrwasser bis sich die Brücke öffnet. Vor uns eine max. 5 m tiefe grüne Brühe mit viel Jellyfish (Quallen). Wir beschließen trotzdem bis ans andere Ufer nach Los Alcazares zu segeln.

 

Kurz vor Sonnenuntergang schmeißen wir den Anker in die grüne Brühe, die Miss U liegt wie angenagelt im ruhigen Wasser und wir schlafen wieder mal beide tief und fest.

 

Am nächsten Tag rudern wir an Land und sind begeistert, eine zutiefst angenehme Atmosphäre empfängt uns, die Tapas im Restaurant sind unschlagbar, wir fühlen uns rundherum wohl und flanieren stundenlang über die Esplanade.

 

So sehr es uns auch gefällt, wir müssen (wollen) weiter, unser nächstes Ziel soll Alicante sein, auch hier wollen wir uns Zeit lassen und die Stadt anschauen. Auf dem Weg dorthin verfängt sich ein größeres Teil (vermutlich Plastik aus einem der riesigen Gewächshäuser, welches der Wind immer wieder ins Wasser weht) in der Schiffsschraube. Gerade als eine Schweizer Yacht vor unserem Bug herumtanzt und ein paar Felsen wenig Raum bieten, spuckt die Schraube das unliebsame Teil wieder aus. Alfred muss nicht im nächsten Hafen tauchen und ist nicht beleidigt, als wir in der öligen Brühe von Alicante anlegen. Etwas aprupt kam uns das geschäftige Leben von Alicante entgegen. Ausflüge auf den Festungsberg, ein herrliches Mittagessen an einem der stillsten Plätze der Stadt sowie ein genossvoller Einkauf in der Markthalle von Alicante waren aber eine echte Bereicherung dieses Aufenthaltes.

 

Nach und nach ziehen wir der spanischen Küste entlang nach Südwesten, so ziemlich alle Klischees werden erfüllt, riesige Felder aus Plastik in denen Gemüse für Mitteleuropa reift. Ebenso eine Bucht, welche wir unerwartet entdecken und in der die alten Gemäuer von Klöstern und Wehrtürmen von Hippies und Kurzzeitaussteigern als Wohnraum adaptiert wurden. Freundliche Marinas und Städtchen, aber auch Touristenmoloche erinnernd an Las Vegas oder stinkende Fischereihäfen ziehen an uns vorbei. 

 

Aufgrund des vorhergesagten Starkwindes aus West (für uns gegenan) beschließen wir ein paar Tage in der Marina Del Este zu bleiben und von dort aus die Höhlen von Nerja, Granada und Cordoba zu besuchen.

 

Die Höhlen von Nerja beeindrucken uns Beide ungemein, nicht umsonst wurden sie von der Unesco als Weltkulturerbe aufgenommen. Ebenso hinterließen die Städte Granada und Cordoba unbeschreibliche Eindrücke. Leider konnten wir keine Karten mehr für die Alhambra ergattern, um so mehr freuen wir uns über den Kastanienhonig aus dem Bioladen, welcher unsere Reise weiter versüßen wird (Alfred der gehört dir nicht mehr allein!) sowie eine ungemein entspannte Sunset-Stimmung gesehen von einem Aussichspunkt am Stadtrand. Und wir wollen wieder kommen.

 

Nachdem in der kommenden Nacht Sturm angesagt ist, wollen wir auf der Miss U sein. Wir stellen bald fest, dass unsere Sorge unbegründet war, müssen aber trotzdem in der Nacht mehrmals auf um nach den Leinen zu sehen. In der Nacht dann komisches Gescharre an Bord, hat mit dem Wind aber gar nix zu tun. Alfred steht noch mal auf und entdeckt eine Ratte, zuerst hält er sie für eine Maus, aber je näher er ihr kommt um so klarer wird, das Viech ist eine Ratte.

 

Die Pessimisten an Bord bestehen am nächsten Tag darauf, dass Rattenfallen mit Ködern bestückt auf der Miss U ausgebracht werden, die Optimisten an Bord meinen, dass das Vieh das Schiff mittels Basarella schon längst wieder freiwillig verlassen hat, nachdem es in der Nacht auf ziemlich unfreundliche Weise quer durchs Schiff gejagt wurde.

 

Unerwartet schön und friedlich empfängt uns auch Cordoba. Unser persönlicher Höhepunkt dort: Wir besuchen das hiesige archäologische Museum und genießen anschließend im Park davor in einem Restaurant herrliche gebratene Sardinen bei dezentem Gitarrenspiel. Es ist schwer, alle Eindrücke gebührend zu schildern, besonders das jüdische Viertel beeindruckt uns, oder auch eine Katzenschar mit blauen Augen, welche am Turm des historischen Mühlenrades wohnt (Katzenfutter wird nächtens in einer Guerilla-Aktion hinübergeworfen).

 

Wieder zurück auf der Miss U: Stinkt es schon nach toter Ratte an Bord oder ist eh keine mehr da?

 

Entweder verhält sich die Ratte wunderbar still oder ist wirklich gleich wieder in Del Este von Bord gegangen. Letztlich sind wir wieder haustierfrei.

  

Zwischen Marina del Este und Gibraltar liegen dann noch jeweils eintägige Aufenthalte in Fuengirola und Estepona. Auch hier war es ok, obwohl keiner der Orte zu längerem Verweilen eingeladen hätte. Nicht besonders positiv haben wir eine Konsequenz des stürmischen Westwindes der vergangenen Tage bemerkt. Die Wassertemperaturen sind rapide von den die letzten 3 Monate üblichen 27 Grad auf unter 20 Grad gefallen. Etwas Herbststimmung stellt sich also auch hier ein, hat aber auch zur Folge, dass Schlafen am Schiff nun endlich richtig entspannend möglich ist.

 

Barbate an der spanischen Atlantikküste soll nach allen zuvor erhaltenen Infos weder spektakulär schön noch interessant und somit lohnend für einen mehrtägigen Aufenthalt sein. Uns hat es aber – wieder mal – sehr gefallen und so sind wir gleich 8 Tage dort geblieben. Die unaufgeregte kleinstädtische Ruhe, Prachtstrände, der für die Gegend berühmte Thunfisch sowie die Ausflüge nach Sevilla und Cadiz, die wir von dort unternommen haben, waren die Ingredienzien für eine einfach schöne Zeit am spanischen Festland. Daneben blies es während unseres Aufenthalts mit Sturmstärke aus Osten, nix zum draußen zu sein.

 

 

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Right, we have arrived in Spanish La Linea, just some hundred meters away lies British administrated Gibraltar. The Mediterranean showed its nice face to us in the past weeks, no more ugly weather surprises. Getting closer to the strait between the Mediterranean and the Atlantic we encountered more and more strong currents producing significant waves close to the caps we passed by.

 

Since 26 August 2016 we are moving along the Spanish mainland, starting with the anchorage in the bay of Moraira where we stayed for a while. Part of the crew still has issues with its sense of balance and needs some time on land. Mostly appreciated: Relaxed walks on tiled beach promenades, following the tiles´ pattern which adds to stability, slows down our speed of travelling which is - at the end - quite a personal enrichment. Why hurry through the Mediterranean to arrive at the Canaries where bays and ports are crowded with ARC (Atlantic Rally for Cruisers)-participants  until mid November. Some hundred are starting from Gran Canaria to cross the Atlantic together. We have decided for our own pace waving the party.

 

I (Ulli) am sad that we have not taken more time to visit the impressive acropolis close to Sant Agatha di Militello in Sicily which, bedded in a pittoresque village on a volcanic dome, we slowly passed by. 

 

This will not happen again to us in Spain. Alfred chooses the Mar Menor as one of our next stops along the Spanish coast and I have no idea what this could look like. It´s just a semi-enclosed sea seperated from the Mediterranean by a small land tongue and connected to it via a narrow channel with a swing bridge which opens several times daily. Its water is saltier than that of the Mediterranean and the sea ground is covered with healthy mud.

 

There is some exitment while trying to cross the channel since our electronic charts are insisting on a water depth of just 60 cm in the middle of the shipping channel. The bridge also refuses to open at the expected time, clarity comes after Alfred calls them on the radio and receives the explanation that the opening hours have been shifted by an hour. So we are cruising circles through the bumpy waters close to the entry until the bridge finally opens. Behind, we find green-colored, muddy water with a depth of max. 5 m and lots of jellyfish inside. This does not keep us from crossing to the opposite beach right next to Los Alcazares

 

Just before sunset we drop our anchor into the green broth, MissU lies there like nailed to the ground and we are having a wonderful sleep this night.

 

Early next day we a rowing to the beach and are thrilled about the deeply relaxed atmosphere, the tapas we are having in one of the restaurant are delicious and we feel absolutely fine and are walking for hours along the fine esplanade.

  

Although we like this place so much we need (want) to move on, our next stop shall be Alicante where we also want to spend some time. On the way there some larger piece of plastic (most likely from one of the hundreds of greenhouses which are tucked to the hills close to the sea) gets into our propeller but just as we are getting closer to an approaching Swiss yacht with little room towards the rocks at the shore the propeller is freeing itself from it. Alfred is not unhappy that he saves a diving exercise after he sees the oily broth in the bay of Alicante. The busy life of Alicante is hitting us hard at first but soon we can enjoy this place as well with excursions to the fortress hill, a wonderful lunch at one of the most silent places of the town and a pleasurably shopping trip in the market hall.

  

On and on we move along the Spanish coast towards Southwest, almost all clichees are fulfilled such as huge fields of plastic, where the cheap vegtables we get in our supermarkets grow, a hippie-bay we discover accidentally as an overnight anchorage where an old monastry and watchtower are converted to the visitors´ dwellings, friendly marinas and towns but also tourist molechs reminding on Las Vegas as well as stinking fishing harbors are passing by. 

 

Strong westerly winds are predicted being exactly headwinds for us and so we decide to stay in Marina del Este and use it as base for visits to nearby Nerja caves, Granada and Cordoba.

 

The Nerja caves (UNESCO world heritage) are definitely impressive for both of us. Same as Granada and Cordoba, which left positive memories beyond words with us. We failed to get tickets to visit the Alhambra in Granada but were not annoyed too much about that and were happy to buy a glass of local organic chestnut honey (that is not only for you Alfred!) and had a wonderful sunset on one of the hills overlooking Grenada. And we will definitely be back!

 

Again stormy weather is predicted for the following night and so we want be back at MissU, soon. No storm, but - to be on the save side - we get up several times during the night to check the ropes. In the middle of the night we hear some strange noises on board which is not related to the wind. Finally, Alfred discovers an animal which turns out to be a RAT.

 

The lesser optimistic ones of us decide that the boat has to be charged with rat traps, the more optimistic ones are convinced that the rat has already left voluntarely after it was fiercely hunted through the boat last night.

 

Cordoba is a very beautiful and peaceful place! Our personal highlight: The visit to the local archeological museum followed by a decent lunch (grilled sardines) with pleasant live guitar music in the park restaurant just in front of the museum. Hard to describe all impressions, the Jewish quarter was (although touristically well refurbished) impressive and a herd of blue-eyed cats living on the tower of an old mill-wheel fully caught all our sympathy (of course we supplied them with lots of cat food we threw to their tower in a nightly guerilla mission).

 

Back on MissU: Will we be striken by dead-rat-odeur or is it gone?

 

Well, it keeps herself either very still or it definitely left the boat in Del Este. At the end, no pets left on board!

 

Between Marina del Este and Gibraltar we only have overnight stops in Fuengirola and Estepona, two places which were ok but not inviting to stay longer than a night. We also discovered a not very positive result of the heavy storms of the past days: Water temperature has dropped from 27 degrees centigrade to below 20 degrees. Seems like fall is around the corner but at least this supports a good sleep.

 

According to the information we have collected so far, Barbate at the Spanish Atlantic coast should neither be spectacular nor beautiful nor interesting at all for a longer stay. But: We loved it and stayed full 8 days there! The provinicial tranquilness, fabolour beaches, the tuna this region is famous for and the trips we made to Sevilla and Cadiz were the ingredients for a fantastic time in this part of the Spanish mainland. Besides that: During our stay in Barbate heavy easterly storms would have prevented any continuation of our journey anyway.