Die Königsetappe dieser Reise, von der anfangs mangels Erfahrung in dieser Konstellation nur eine Ahnung ihrer Ausmaße existiert hat, welche zu einem immer stärkeren Gefühl der Dankbarkeit für dieses Geschenk und schon sehr bald zu einer sehr starken und positiven realen Erfahrung wächst: Die Überquerung des Atlantiks mit der kleinen MissU!
Am Abend des 6. Februar 2017 fällt der Anker in der vielsagenden „Pirates Bay“ neben dem Dorf Charlottville/Trinidad Tobago. Fast 3,000 sm und etwas mehr als 28 Tage liegen nun seit der Abfahrt von La Gomera im Kielwasser der MissU.
The core part of this voyage being not more than a feeling about its dimensions in this constellation at the beginning steadily growing to a very strong sentiment of gratefulness for this unique gift und finally to a very strong personal experience: Crossing the Atlantic Ocean with little MissU!
On the evening of 6 February 2017 the anchor is dropped in the promising “Pirates Bay” close to the village of Charlotteville/Trinidad Tobago. Almost 3,000 nm and slightly more than 28 days have been passed since the departure of MissU from La Gomera.
Montag, 9.1., 15 Uhr: Unter herzlicher Verabschiedung durch Ingrid und Erwin, die mit ihrem neuen Kat nur Stunden nach der MissU La Gomera in Richtung St. Lucia verlassen werden beginnt dieser große Teil der Reise. Vier weitere Segelboote legen gleichfalls kurz vor, mit oder nach der MissU mit Ziel Kapverden oder Karibik ab. Anfangs kein Wind, ab 16:30 dann genug zum Genua setzen und Motor abstellen. Es geht dahin, auch die ganze Nacht. Versuche zu Schlafen, mehr als kurz dösen geht aber nicht, hätte mehr essen sollen und gestern nicht erst um 3 Uhr morgens in Bett gehen sollen. Es fühlt sich aber sehr gut an, die Pacific-Windsteuerung hält die MissU ständig auf Kurs, Rudergehen war nie nötig. Auch im Schiff ausnahmsweise kein Chaos, alle Lebensmittel gut gestaut inkl. der knapp 50 Liter extra-Waschwasser in flexiblen Wassercontainern. Nur ein Duschsack hat w/o gegeben, wird aber zu verschmerzen sein. Erwin hat mir noch die Prognose seines Wetterrouters in Florida geschickt, die Passage nach Südwest sieht tatsächlich sehr gut aus.
Ein herzhaftes erstes Frühstück auf See (bacon & eggs) weckt die Lebensgeister. Es folgen nun bis knapp vor die Kapverden 7 Tage mit flottem bis gemächlichem Segeln bei Winden aus NE von 12-25 kn. Wir kommen gut voran, auch wenn verlässlich gegen 15 Uhr immer eine längere Phase von Schwachwind auftritt. Motor starten zum schneller vorankommen ist aber abolut tabu! Bordroutine nimmt Züge an, es wird sehr viel gelesen und sogar DVD-Abende gehen sich aus, um die Zeit nach dem Dunkelwerden etwas zu strecken. Ein warmes Abendessen ist das kulinarische Highlight ein jeden Tges. Schlafengehen ist komisch, da eigentlich nicht müde. Die 2stündigen Kontrollen über Nacht reichen aus, lt. AIS befindet sich nie ein Schiff auch nur in weitester Nähe und dies sollte sich bis in die Karibik fortsetzen. Gesamtstatistik an gesehenen (inkl. nur auf AIS gesehen) anderen Schiffen: 3 Segler, 2 Tanker, 4 Frachter. Besonders angenehm war die Begegnung mit dem niederländisch/belgischen Kat „Juggernaut“ querab der Kapverden. Ein sehr angenehmes und langes Funkgespräch mit Skipper Joost tat gut und war irgendwie ein Vorgeschmack auf den erwarteten reichen Erfahrungsaustausch mit Segelcrews in der Karibik.
Anfangs ist es ziemlich zäh, die täglichen Positionen einzutragen und noch zu sehen, wie viele der insgesamt fast 3,000 sm noch vor einem liegen. Das Passieren der Kapverden nach 8 Tagen gab aber ersten Aufwind, ab jetzt wird das Ziel Karibik direkt angesteuert. Dass noch 70 % der Strecke voraus liegen ist fast schon irrelevant. Und tatsächlich, der Übersegler füllt sich stetig mit neuen Positionseintragungen und plötzlich – so fühlte es sich tatsächlich an – liegt Tobago vorm Bug.
Auf dem Weg dorthin zeigte sich das Meer samt Wetter sehr gnädig. Wenn überhaupt nur minimal und auf Minuten beschränkter Regen und zumeist guter Wind. Lediglich die letzten 20 sm vor Tobago waren noch eine Geduldsprobe. Eine üble Strömung hat die MissU trotz gutem Wind auf knapp 2 kn heruntergebremst und sehr unangenehme Schiffsbewegungen verursacht. Es kamen zwar an mehreren Tagen der Reise mitunter schon Wellengebirge bei langanhaltenden Winden um die 30 Knoten, bei einem Vorwindkurs und der Eigenschaft der MissU auf solchen Wellen wie ein Korken zu tanzen, gaben nie ein beängstigendes Gefühl. Überhaupt hat sich das Schiff großartig bewährt. Auch wenn sie einige schlimme Schläge von der Seite abbekommen hat und die über 20 Jahre alte Genua ihr (hoffentlich noch nicht gänzlich) Letztes gegeben hat, sind wir souverän und sicher über diesen gigantischen Ozean gekommen. Ganz besonders zu erwähnen ist hier natürlich die Windpilot Windsteueranlage, die nicht weniger als 99,7 % der Strecke das Schiff souverän gesteuert hat! Nachts wurde immer ein Teil der Genua vorsorglich weggerollt. Natürlich hat das Geschwindigkeit gekostet, dafür wurde aber der Materialverschleiß gering gehalten und einigermaßen angenehmer Schlaf gewährleistet. Für diese Art des Reisens kann man sowieso mein Lieblings-Filmzitat aus „Das fünfte Element“ heranziehen: „Zeit spielt keine Rolle, was zähl ist das Leben!“
Ein Wermutstropfen war von Erwin und Ingrid, die mit ihrer „Crocodile“ kurz nach der MissU von LaGomera weggefahren sind, zu hören, dass ihre Reise fürs erste in St. Lucia unterbrochen ist. Ingrid hat sich das Fersenbein gebrochen und die Achillessehne schwer verletzt. Sie sind jetzt gerade am Organisieren eines Ambulanzfluges nach Wien, wo Ingrid operiert werden muss. Wir drücken ihr die Daumen, dass alles gut abläuft und sie ihre Reise bald wieder fortsetzen können. Das regelmäßige Weiterleiten der Wetterrouting-Infos von Erwin und Ingrid über Iridium-email war einerseits sehr hilfreich und immer auch wieder ein netter kurzer Austausch in den Weiten des Atlantiks.
Absolut traumhaft war die Öko-Bilanz: 6 Liter Diesel auf umgerechnet 5,435 km, das schaffte nicht mal VW in seinen besten Zeiten ;-).
Schließlich noch die Versorgung: Am Ende gab es noch reichlich Lebensmittel, Trink- und Nutzwasser (Watermaker wurde nie benötigt) und sogar eine Handvoll Obst war aufgrund sorgfältiger Lagerung nach 4 Wochen noch übrig. Insgesamt reichten die schnell in La Gomera im Supermarkt gekauften 3 kg Orangen, 2 kg Mandarinen, 3 kg Zitronen, 3 kg Kartoffeln, 1 kg Karotten, 6 Gurken, 3 kg Tomaten, 2 kg Zwiebel, 5 rote Paprika, und Unmengen von Knoblauch als Frischverpflegung. Konserven wurden so gut wie keine gebraucht.
Es sickert nun schön langsam, was ich – Alfred – hier erleben durfte: Meine erste Solo-Atlantiküberquerung ohne jegliche Defekte, Verluste, Verletzungen (wofür ich äußerst dankbar bin) auf einer 30-Fuß-Segelyacht - 2,935 sm/5,435 km/28 Tage, 8 Stunden
Ulli hatte in Madeira einen gröberen Schwindel-Rückfall. Die an sich gemeinsam geplante Querung wäre damit für sie zu risikoreich gewesen. So bin ich seit Funchal/Madeira alleine mit der MissU unterwegs, auf Teneriffa konnten wir aber zumindest noch sehr gemütlich und erstmals Weihnachten gemeinsam feiern. Am Samstag, den 11.2. werde ich sie vom Flughafen in Scarborough/Tobago abholen und freue mich schon darauf, wenn wir dann die Karibik in den nächsten Monaten wieder gemeinsam erkunden!
Monday, 9 January, 3 p.m.: With Ingrid and Erwin (who will be leaving La Gomera with their brand-new catamaran with destination St Lucia just hours after MissU) providing me a cheerful farewell this major part of the voyage starts. Four other sailing boats are leaving La Gomera with destination Caribbean or Capverde Islands. No wind at the beginning but already at 4:30 there is sufficient wind to set the jib and stop the engine. We are making good speed, also during the entire night. No real sleep can be found just relaxing in the cabin. Should have had more food and gone to bed earlier than 3 a.m. yesterday. Boat feels great, the wind vane takes all of the steering work. Also life on board is perect. All food could be stored efficiently including 50 liters of extra water for washing purposes in flexible containers. Only one shower bag is no longer usable but this is not gonna be a show-stopper. Erwin has provided me the fresh weather analysis from his Florida-based weather router, the passage to the South-West looks really promising for the next days.
A rich first breakfast at sea (bacon and eggs) lets all spirits return. These days provide nice to swift sailing in winds from 12-25 kn from NE. We are proceeding nicely not letting us stop by almost daily calms starting from 3 p.m. and lasting some hours. Starting the engine on these passages is an absolute no-go! Board routine also gets slowly on its way, lot of reading is the main activity during the days and even movie-nights are possible making early evening hours pass by quicker. Warm meal as dinner is everyday´s nutrition-highlight. Going to be without being tired is strange. Controls during nights all 2 hours are sufficient, according to AIS there is never even single ship in the furthest vicinity. This situation continues until the Caribbean. Final statistics of all other detected ships: 3 sailing yachts, 2 tankers, 4 freighters. A very positive experience was a long conversation with skipper Joost of Dutch/Belgian catamaran „Juggernaut“ just off the Capverde Islands. The kind of this chat was like a taste of expected meeting of other crews in the Caribbean and exchanging experiences with them.
First days are quite annoying seeing in the daily position reports in the chart how many of the total 3,000 nm are still ahead. Passing he Capverde Islands after 8 days was an important psychological event, as from this moment onward the course was – more or less – set directly to the Caribbean. The fact that still 70 % of the total distance were undone was not really relevant. And so step by step one position report after the other was added to the large Atlantic passage chart and after a very short-felt time – Tobago was in close reach!
On the way to Tobago the Atlantic and weather were in general very supportive. Only very little – if at all – rain and – more or less – permanent and good winds. Only the last 20 nm before arriving in Tobago needed some extra patience since a nasty current almost stopped MissU despite good winds.
There were of course large waves caused by long lasting winds with speeds of some 30 kn, but the course directly ahead of the wind and MissU floating and dancing nicely on such waves never generated any feelings of threats. In general, the ship was performing perfectly. Although she got some hits from the side, the more than 20 year old jib gave its best (and hopefully not last) and dragged us over this gigantic ocean. A special thanks goes of course to the Windpilot wind steering unit, which steered not less than 99,7 % of the total distance in a perfect manner! During the night a part of the jib was rolled away for safety reasons. Speed suffers of course by such measure but benefits were less risk of damages and – most important – good sleep. For this kind of traveling I really like to apply my favorite quote from a movie („The 5th element“): „Time does not matter, it´s only life that counts!“
A bad taste was left by the message from Erwin and Ingrid, who left La Gomera on board of their „Crocodile“ shortly after MissU, that their trip has encountered and unexpected stop in St. Lucia. Ingrid needs to undergo surgery in Austria after a bad injury on board of their boat shortly before arriving in St. Lucia. The regular transfer of their weather-routing updates via Iridium email was on the one side very helpful and on the other side nice and short social exchange.
Fuel consumption was unbeatable: Only 6 liters of gasoline for a distance of 5,435 km. Even VW can´t beat that … ;-)
Finally to food supplies: There were – at the end of the crossing – still sufficient amounts of various food and water (watermaker was not needed) and even some fresh fruits and vegetables. Fresh supplies bought in La Gomera: Oranges (3 kg), mandarins (2 kg), lemons (3 kg), potatoes (3 kg), carrots ( 1kg), 6 cucumbers, tomatoes (3 kg), 5 red peppers, onions (2 kg) and uncountable amounts of garlic! Canned food was merely needed.
So, finally I – Alfred – start realizing what I just experienced: My first solo Atlantic crossing on a 30ft sailing boat without any defects, malfunctions, injuries (which I am very very glad of), 2,935 nm/5,435 km/28 days, 8 hours.
Ulli suffered again from the nasty swindle in Madeira which made participating in the crossing to much a risk. So, since Funchal I sailed alone with MissU. At least we could – for the first time ever – celebrate Christmas together on Tenerife. Next Saturday, 11 Feb, I will pick up Ulli from Tobago´s airport and am very much looking forward to continuing the exploration of the Caribbean over the next months together.