Die lang ersehnte Rückkehr

Nach  knapp einjähriger Abstinenz von der MissU geht es Anfang Jänner 2019 endlich wieder nach Grenada, wo das Schiff das vergangene Jahr im Grenada Yacht Club gut umsorgt und sicher gelegen ist. Bereits bei meiner Ankunft stelle ich fest, dass ein Jahr in dieser doch anspruchsvollen Umgebung keine Auswirkungen auf die MissU hatte. Selbst das Ruder läuft so leicht, als wäre das Boot ständig gefahren worden.

 

Ich habe Zeit, genauer gesagt, ganze 3 Monate, die ich betont gemütlich segelnd in der Karibik verbringen werde. 2 Monate davon alleine, das letzte Monat werde ich dann gemeinsam mit Ulli auf Martinique verbringen.

Teil I: Solo

Die ersten 2 Wochen widme ich kleineren Reparaturen, die schon vor einem Jahr fällig gewesen wären, aber aufgrund der damals überstürzten Rückkehr nach Österreich aufgeschoben werden mußten. Ein neuer Radantrieb für den Autopiloten wird eingebaut, Motoröl und Filter gewechselt oder eine neue Halterung für den Stecker der bugseitigen Ankerwinch-Fernbedienung gebastelt und montiert. Die Zeit vergeht sehr schnell, auch dank vieler Aktivitäten und Ausflüge mit den Stegnachbarn Jörn aus Hamburg und Peter aus der Schweiz sowie eigener Wanderungen durch die schöne Insel.

 

Das Segeln verläuft sehr gemächlich Richtung Norden. Als erstes fällt der Anker in Carriacou/Tyrell Bay. Dort macht sich mein altes Dinghy selbständig, ein Fischer holt es aber zum Glück wieder in die Bucht. Vorher hat sich schon meine Starterbatterie verabschiedet, der kleine Laden im Art Café organisiert mir aber schnell Ersatz.

Die Tobago Cays lasse ich dieses Mal aus, ich segle gleich nach Bequia und bleibe dort viele schöne Tage. Wie bestellt, fällt auch die Servicebatterie aus, eindeutig durch Selbstverschulden. Ich nahm automatisch an, es handle sich um eine wartungsfreie Version, jedoch wollte sie destilliertes Wasser, was ich ihr sträflich vorenthalten hab. Die Dame, welche mir die Boje vermietet, rät mir, auf St. Vincent die kleine Bucht südlich von Wallibalou Bay anzusteuern. Dort wäre es sicher und schön. Genauso kam es. Guter Empfang und herrliches Essen bei Rosi, die mit ihrem Mann von der Insel dort ein feines kleines Restaurant betreibt und auch die Bojen in der Bucht verwaltet.

 

Auf St. Lucia mache ich diesmal in der Bucht südlich von Souffriere, wo ich nicht mehr wirklich hin will, direkt vor den Pitons Stop. Alles war perfekt dort, inklusive unglaublichen yellow-flash Sonnenuntergang und einem ebenso schönen Sternenhimmel. In der Rodney Bay hole ich mir die vorbestellte neue Servicebatterie ab, bis dahin hab ich mit dem mitgeführten Starterkabel die neue Motorbatterie mit der maroden Bordbatterie parallel geschalten, so war ausreichend Strom vorhanden. Die Marina in der Rodney Bay besticht immer wieder mit viel schöner Hülle und miserablem Service. War auch diesmal wieder so …

 

Frankreich rief schon laut und voller Freude segelte ich nach kürzest möglichem Aufenthalt in St. Lucia nach Martinique. Sehr feiner Wind zu Beginn, später schwächelte er und drehte immer mehr auf gegenan. Ein direkter Kurs auf St. Anne war bald schon unrealistisch. Eine böse Tide hat mich dann auch noch heimgesucht, aber genau mit der letzten Abenddämmerung fiel der Anker schließlich inmitten hunderter anderer Segler vor St. Anne. War wieder sehr fein dort.

 

In kleinen Schritten ging es dann weiter in Richtung Norden. Nach einem unspektakulären Aufenthalt bei den Trois Islets freute ich mich schon auf St. Pierre, einem ganz besonderen Sehnsuchtsort auf Martinique. Alle Erwartungen wurden erfüllt.

 

Auch die Überfahrt nach Dominica verlief sehr gut, die Ankunft vor dem Anchorage Hotel in Roseau war eigenartig, da das besagte Hotel nach den von Hurricane Maria 2017 angerichteten Schäden noch immer dachlos und menschenleer dastand. Anlegen mit dem Dinghy war nur an einem wackeligen Pier der örtlichen boatboys möglich, glückte aber auch. Roseau selbst hat sich scheinbar wieder gut von den Sturmschäden erholt. Einige neue Supermärkte nach sterilem amerikanischen Muster fallen auf, wesentlich mehr große Kreuzfahrtsschiffe legen nun an. Mögen sie der örtlichen Bevölkerung auch etwas bringen …

 

Letzter Stop auf Dominica war Portsmouth. Auch dort sah es ganz gut aus, viele große SUVs sind jetzt dort unterwegs, das Kempinsky Luxushotel wird noch immer (oder wieder) gebaut. Es war mitunter regnerisch, auch der BBQ-Abend bei PAYS verlief feucht. Man sollte vor dem Genuß von zuviel Rumpunch zumindest eine Kleinigkeit essen, das würde einiges ersparen …

 

Der nördlichste Punkt dieser Reise war Guadeloupe, eine Weiterfahrt nach Antigua ging sich aufgrund unsicherer Wetterprognosen nicht mehr aus. Ich wollte auf keinen Fall zu spät in Martinique ankommen um Ulli abzuholen. Die Zeit auf Guadeloupe war wiederum sehr schön. Die beiden Kurzaufenthalte vor Bourg de Saines waren sehr schön (außer, dass ich dort innerhalb weniger Stunden meine Brille durch Genuaschlag und während einer stürmischen Nacht mein Dinghy endgültig ans Meer verloren hab …). Die Marina in der Hauptstadt Pointe a Pietre war absolut Topklasse. Unkompliziert war der Autoverleih, schöne Ausflüge wurden dadurch möglich. Der Weg zum größten Wasserfall der Chutes de Carbet war leider gesperrt, die spontane Alternativwanderung durch dichtesten Urwald war aber um nix schlechter. Dafür gab es am Folgetag fast Eisregen am Soufriere. Guadeloupe wird noch lange meine Lieblingsinsel in dieser Gegend bleiben!

 

Retour nach Martinique ging es dann im Eiltempo. Die französische Gastlandflagge ließ ich beim Ankern vor Roseau/Dominica gleich in der Saling, am nächsten Tag war ich ohnehin wieder in St. Pierre/Martinique. Per Telefon konnte ich ein neues Dinghy im Yachtshop LeShip/Le Marin reservieren. Solange ich vor St. Pierre ankerte schwamm ich einfach an Land. Es kann Alles so einfach sein …

 

Eigentlich wollte ich gleich von St. Pierre nach St. Anne,  anhaltender starker Wind aus Ost machten es aber für die kleine MissU unmöglich, am Le Diamant im Süden von Martinique vorbeizukommen. Also segelte ich retour zum Pointe du Bout in der Hoffnung dort in der kleinen Marina am nächsten Tag einen Liegeplatz zu bekommen. Die Nacht war sehr stürmisch, ständig über 30 Knoten Wind, der Anker hielt aber prächtig. Leider keine guten Nachrichten am nächsten Tag erhalten. Nur für einen Tag gäbe es einen Liegeplatz, das bringt aber nix, ich werde laut Wetterbericht in den nächsten Tagen nicht nach Le Marin kommen, also brauche ich hier einen fixen Liegeplatz. Zum Glück fiel mir die relativ große und neue Marina gegenüber von Point de Bout wieder ein. Ein Anruf dort und die Stimmung war wieder ganz oben. Ein Liegeplatz wurde reserviert und nach ruppiger Überfahrt mit kaum Segelfläche legte ich schließlich in der etwas abgeschiedenen Marina Etang Z´Apricot Marina ohne jegliche Infrastruktur an. Ich war glücklich, 2 Tage vor Ulli´s Ankunft einen guten Liegeplatz gefunden zu haben. Schnell noch ein Auto für längere Zeit gemietet, das Dinghy von LeShip in Le Marin abgeholt, beim Hyper U eingekauft und dann endlich Ulli vom Flughafen abgeholt!

 

 

Teil II: Gemeinsam

zugegebener Weise war der erste Teil allein (trotz aller erlebter großartiger Momente) mitunter schon etwas stressig und von vielen so nicht erwarteten Wendungen gekennzeichnet (Batterienschäden, Dinghiverlust etc.), sodass ich nun freudig auf das verbleibende Monat alleine mit Ulli blickte. Wir haben von Beginn an festgelegt, dass wir diese Zeit ausschließlich auf Martinique, von wo unsere Rückreise erfolgen soll, verbringen wollen. Letztlich hat sich dies als goldrichtige Entscheidung herausgestellt und die Zeit auf dieser so ins Herz geschlossenen Insel ist natürlich viel zu rasch vergangen. Ausgehend von unserem Liegeplatz in der Etang ZÁpricot haben wir anfangs noch einige Ausflüge mit dem Auto unternommen, sei es zum Wandern rund um St. Anne (schöner Küstenwanderweg!), Besuche des Jardin de Balata im Landesinneren, der Habitation Clement (sehr empfehlenswerte Kombination aus (Freilicht)Museum und Rumdistille) sowie zu einem unserer Lieblingsplätze auf Martinique, den Stränden nahe des markanten Le Diamant.